Zweite Säule – Wie krisenfest sind Schweizer Pensionskassen?
Pensionskassen müssen konsequent ihre Risiken im Auge behalten. Der Deckungsgrad liefert dafür nicht unbedingt verlässliche Angaben. Andere Gefahren wie Cyberkriminalität nehmen zu.
Pensionskassen müssen ihre Risiken nüchtern analysieren.
Es waren gute Börsenjahre für die Pensionskassen. Laufend steigende Kurse an den Aktienmärkten zogen den Deckungsgrad nach oben. Manche Vorsorgeeinrichtungen vermochten die Reserven nach dem Einbruch im Gefolge der Finanzkrise wieder auf ein ansprechendes Niveau zu heben.
Aber im vergangenen Jahr folgte der Knick. Schuld daran war die miese Stimmung an den Kapitalmärkten. Gemäss dem Pensionskassen-Monitor von Swisscanto wiesen die erfassten privatrechtlichen Kassen eine Rendite von minus 3,5 Prozent aus. Mit Ausnahme der Anlageklassen Obligationen Schweiz und Immobilien Schweiz leisteten alle Kategorien einen negativen Beitrag zur Rendite.
Damit haben sich die Reserven der Vorsorgeeinrichtungen 2018 aufgrund der Anlageverluste im Durchschnitt von 14,4 Prozent auf 7,7 Prozent beinahe halbiert. Mit anderen Worten: Statt eines komfortablen Deckungsgrads von 114,4 Prozent sind es noch bescheidenere 107,7 Prozent.
Mehr Kassen in ungemütlicher Lage
Spätestens wenn der Deckungsgrad bei einer Pensionskasse unter 100 Prozent sinkt, sollten die Alarmlampen aufleuchten. Mit der verschlechterten Performance an den Kapitalmärkten sind nun deutlich mehr Vorsorgeeinrichtungen in eine ungemütliche Lage geraten. Umso wichtiger ist ein professionelles Pensionskassen-Management. Für Branchenexperten ist das Anlagerisiko der zentrale Bestimmungsfaktor der Vorsorgesicherheit. Zur Einschätzung des gesamten Risikos operiert die Oberaufsichtskommission der beruflichen Vorsorge (OAK) mit den Kriterien finanzielle Sicherheit, Sanierungsfähigkeit und laufende Finanzierung.
Bei der finanziellen Sicherheit geht es um die Deckungsgrade, die erwarteten Renditen und die Volatilitäten. Im Fall der Sanierungsfähigkeit steht nebst den demografischen Veränderungen vor allem das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Rentnern im Vordergrund. Massgeblich für die laufende Finanzierung sind die Sollrenditen.
Als die Aufsichtsbehörde allerdings nebst der Jahresrechnung auch noch zusätzliche Kennzahlen zur finanziellen Lage erheben wollte, sperrten sich die Pensionskassen dagegen. Auch ein mehrjähriger Anlauf für eine bessere Vergleichbarkeit der finanziellen Lage von Vorsorgeeinrichtungen, angestossen durch ein parlamentarisches Postulat, verlief letztlich im Sand.
Risikotragender Deckungsgrad
Damit sind die Pensionskassen individuell gefordert, intern ein taugliches System zur Erfassung der finanziellen Risiken aufzubauen. Studien zeigen, dass heute rund ein Drittel der Vorsorgeeinrichtungen den risikotragenden Deckungsgrad anwenden. Das ist eine deutlich aussagekräftigere Kennzahl als der übliche technische Deckungsgrad.
Insgesamt wird die Qualität einer Kasse durch ihre finanzielle und strukturelle Risikofähigkeit definiert. Der risikotragende Deckungssatz verdichtet diese beiden Dimensionen in einer Kennzahl und misst dabei die Belastung der Risikoträger, also der aktiven Versicherten und der Arbeitgeber. Je höher der Anteil der garantierten Renten für die Pensionierten ist, umso höher sind die Risiken bei den aktiv Versicherten.
Berechnungen von Experten deuten darauf hin, dass der risikotragende Deckungsgrad bis zu 15 Prozent unter dem normalen technischen Deckungsgrad liegt. Statt beim aktuell ermittelten Deckungsgrad von knapp 108 Prozent läge der Durchschnitt für die Schweizer Pensionskassen gemäss dem risikotragenden Deckungsgrad lediglich noch bei rund 93 Prozent.
Visualisuerung durch «Ampelsystem»
Grössere Pensionskassen haben bereits vor längerem damit begonnen, jährlich einen umfassenden Risikobericht zuhanden des obersten Organs zu verfassen. Darin enthalten sind die Risikofelder Anlagerendite, Leistungen, Altersstruktur, Beiträge, Liquidität sowie Organisation und Prozesse. Die ermittelten Kennzahlen werden dabei von einzelnen Kassen mit einem Ampelsystem (grün-gelb-rot) bewertet, wie das etwa in den Niederlanden und in Dänemark bereits üblich ist.
Derartige Visualisierungen sind auch für die einzelnen Versicherten eine aufschlussreiche Informationsquelle. In dieser Hinsicht besteht noch grosses Potenzial. Das Beratungsunternehmen Aon jedenfalls ermittelte in seinem «Global Pension Risk Survey», dass tiefe Zinssätze, Langlebigkeit und Demografie für Pensionskassen die grössten Risiken darstellen. Besonders gefordert sind kleine und mittlere Vorsorgeeinrichtungen.
Sorgen Sie rechtzeitig vor – bei Fragen, auch zu diesem Thema, steht Ihnen die Köppel-Legal AG wie immer zur Seite!